Internet über Satellit

Kanarische Inseln: Abenteuer mit Satelliten-Internet

Ein schnel­ler Inter­net-Zugang ist heut­zu­ta­ge selbst­ver­ständ­lich. Das gilt jedoch auch in Deutsch­land nicht in jeder Regi­on. Noch weni­ger gilt es in dünn besie­del­ten und ent­le­ge­nen Gegen­den wie auf einer der Kana­ri­schen Inseln wie La Gome­ra.

Die Kana­ri­schen Inseln (Islas Cana­ri­as) gehö­ren zu Spa­ni­en und damit zu Euro­päi­schen Uni­on. Geo­gra­fisch lie­gen die Inseln in Afri­ka. In den grö­ße­ren Städ­ten ist eine Inter­net-Ver­bin­dung kein The­ma. Fast jedes Restau­rant und jedes Café bie­tet kos­ten­lo­ses WLAN an – man muss meist nur nach den WLAN-Key fra­gen (cla­ve WIFI). Für die Ein­woh­ner gibt es – wie in Deutsch­land – bei­spiels­wei­se DSL-Inter­net über die Tele­fon­lei­tung, in der Regel mit aus­rei­chen­de Geschwin­dig­keit. Auch wie in Deutsch­land: Wer außer­halb der grö­ße­ren Städ­te wohnt, hat kaum Aus­sicht auf einen schnel­le Inter­net­an­bin­dung. Hier und da gibt es UMTS über das Mobil­funk­netz und an eini­gen Orten eine Inter­net-Anbin­dung über WLAN. Mit letz­te­rem habe ich in Feri­en­häu­sern eher schlech­te Erfah­run­gen gemacht. Die Ver­bin­dung war oft lang­sam und tage­lang kaum zu nut­zen.

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Im eige­nen Haus auf La Gome­ra sind auf­grund der Lage oft weder Inter­net über Mobil­funk noch WLAN ver­füg­bar – jeden­falls außer­halb grö­ße­rer Ansied­lun­gen (sie­he Updates ganz unten). Quan­tis (inzwi­schen Euro­na) bie­tet jedoch auf den Kana­ri­schen Inseln Inter­net über Satel­lit mit bis zu 8 MBit/s an. Schon die Bean­tra­gung erwies sich als schwie­rig. Dafür ist eine spa­ni­sche Kon­to­num­mer erfor­der­lich, die zwar ver­füg­bar war, aber bei der Online-Anmel­dung nicht akzep­tiert wur­de. Erst nach (kos­ten­pflich­ti­ger) tele­fo­ni­scher Rück­spra­che war es mög­lich, den Ver­trag abzu­schlie­ßen.

Quantis Satellit-Internet
Quan­tis bie­tet Inter­net über Satel­lit auch auf den Kana­ri­schen Inseln an.

Dann begann das gro­ße War­ten. Da ich nicht immer vor Ort bin, wur­de mit Quan­tis eini­ge Mona­te spä­ter ein Ter­min für die Instal­la­ti­on der Satel­li­ten-Anla­ge ver­ein­bart. Am abge­spro­che­nen Ter­min erschien: Nie­mand. Dar­auf folg­ten etli­che Tele­fo­na­te und E‑Mails, in denen das genaue Pro­blem bei der Ter­min­ver­ein­ba­rung nicht zu ermit­teln war. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Quan­tis erfolg­te auf eng­lisch und spa­nisch. Fra­gen wie „Kön­nen Sie uns das Mate­ri­al schi­cken? Wir über­neh­men die Instal­la­ti­on auf eige­nes Risi­ko.“ oder „Kön­nen Sie uns die Tele­fon­num­mer des Tech­ni­ker sagen, damit wir mit die­sem direkt einen Ter­min aus­ma­chen kön­nen?“ wur­den kon­se­quent mit „Nein“ beant­wor­tet.

Die gesam­te Akti­on gip­fel­te dann im Früh­jahr 2015 in einem Anruf von Quan­tis: „Auf­grund man­geln­der Abde­ckung ist Satel­li­ten-Inter­net auf La Gome­ra nicht mög­lich.“ Frus­triert trat ich die Heim­rei­se ins küh­le Deutsch­land an. Zwei Wochen spä­ter gab es einen erneu­ten Anruf von Quan­tis: „Der Tech­ni­ker kommt über­mor­gen und instal­liert die Satel­li­ten-Anla­ge.“ Nun galt es einen Nach­barn zu bit­ten, den Tech­ni­ker zum Haus zu gelei­ten und nach erfolg­ter Instal­la­ti­on den Inter­net-Zugang zu tes­ten. Das alles ver­lief völ­lig pro­blem­los, und der Tech­ni­ker ver­leg­te sogar ein Ether­net-Kabel mit 50 Meter Län­ge zum Nach­barn, der das Inter­net mit benut­zen soll.

Laut Aus­kunft des Tech­ni­kers war die Sache ganz ein­fach: Wegen eines ein­zi­gen Kun­den war für ihn die Rei­se von Tene­rif­fa nach La Gome­ra zu auf­wen­dig. Erst nach­dem meh­re Kun­den zu ver­sor­gen waren, hat er den ver­ein­bar­ten Ter­min wahr­ge­nom­men. Quan­tis war offen­bar nicht in der Lage, die­se Sach­la­ge zu kom­mu­ni­zie­ren.

Nach aus­führ­li­chen Tests im Som­mer und jetzt im Okto­ber 2015, bin ich mit dem Inter­net-Zugang von Quan­tis auf La Gome­ra zufrie­den. Die Geschwin­dig­keit ist mit DSL 6000 ver­gleich­bar. Typi­sche Down­load-Raten lie­gen bei mehr als 700 KB pro Sekun­de. Wie bei Satel­li­ten-Inter­net erwart­bar, ist die Latenz hoch. Echt­zeit-Online-Spie­le sind daher nicht mög­lich und auch VPN-Ver­bin­dun­gen in ein Fir­men-Netz­werk  funk­tio­nie­ren nicht. Ansons­ten läuft alles, wie bei dem von Quan­tis ange­bo­te­nen Paket zu erwar­ten ist. Ganz bil­lig ist das Ver­gnü­gen nicht. Der Inter­net-Zugang mit einer Beschrän­kung auf 33 GB pro Monat kos­tet zur­zeit 48,10 Euro. Von 23:00 bis 7:00 (auf den Kana­ri­schen Inseln) wird das Volu­men nicht berech­net. Die Upload-Rate liegt meist etwas unter­halb von 64 KB/s.

Update Mai 2019: Grund­sätz­lich hat sich nichts geän­dert. Das Inter­net über Satel­lit läuft wei­ter lang­sam aber sta­bil. Abhän­gig­kei­ten vom Wet­ter habe ich nicht fest­stel­len kön­nen.

Quan­tis heißt inzwi­schen Euro­na (https://satelite.eurona.es) und den von mir ursprüng­lich gebuch­ten Tarif gibt es inzwi­schen nicht mehr. Mein Ver­trag läuft jedoch unver­än­dert wei­ter. Der Gesamt­be­trag pro Monat beläuft sich inzwi­schen auf 73,95 Euro. Dar­in sind 8,90 Euro War­tung (Man­ten­imi­en­to) und 4,95 Euro Anla­gen­mie­te (Alqui­ler Equi­po VSAT) ent­hal­ten.

Die zur­zeit ver­füg­ba­ren Tari­fe sind etwas preis­güns­ti­ger. Für etwa 54,90 Euro monat­lich gibt es bis zu 50 MBit/s Down­load-Geschwin­dig­keit und 6 MBit/s beim Down­load. Das Daten­vo­lu­men ist auf 100 GB beschränkt. War­um der Tarif trotz­dem „Sat Ili­mi­ta­do 50 Megas“ heißt, bleibt ein Rät­sel.

Die Gra­tis-Zeit von 23:00 bis 5:00 Uhr, wie in mei­nem Tarif ent­hal­ten, scheint es nicht mehr zu geben. 50 MBit/s sind auf den Kana­ri­schen Inseln wohl nicht zu errei­chen, das hängt aber mög­li­cher­wei­se vom Wohn­ort und dem erreich­ba­ren Satel­li­ten ab.

Die­sen Tarif wird man des­halb wohl nur wäh­len, wenn man das Daten­vo­lu­men von 100 GB aus­schöp­fen will. Andern­falls gibt es preis­güns­ti­ge­re Pake­te: 50 GB Daten­vo­lu­men für 34,90 Euro oder 20 GB für 14,90. Dazu kom­men even­tu­ell wei­te­re (optio­na­le) Kos­ten etwa für die War­tung. Die Satel­li­ten-Anla­ge scheint es zur­zeit kos­ten­los zu geben („Equi­po sub­ven­cio­na­do por Red.es y FEDER“).

Speedtest mit Hispasat
Speed­test: Inter­net über Hispa­sat

Fazit: Quan­tis ope­riert inter­na­tio­nal und bie­tet Satel­li­ten-Inter­net aus­drück­lich auch für länd­li­che Regio­nen an. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem Unter­neh­men ist teil­wei­se schwie­rig. Infor­ma­tio­nen über mög­li­che Pro­ble­me wer­den nicht wei­ter­ge­lei­tet und Ter­mi­ne nicht ein­ge­hal­ten. Da es in bestimm­ten Regio­nen jedoch kei­ne Alter­na­ti­ve zu Quan­tis gibt, bleibt dem Kun­den nichts ande­res übrig, als kon­se­quent nach­zu­fra­gen – auch über Mona­te. Ist die Anla­ge für das Satel­li­ten-Inter­net ein­mal instal­liert, erfolgt der Betrieb zuver­läs­sig.

Zur­zeit ist aller­dings die Web­site von Quan­tis oft nur schlecht erreich­bar. Das ist des­halb pro­ble­ma­tisch, weil sich nur über die Web­site das aktu­el­le ver­brauch­te Trans­fer-Volu­men ermit­teln lässt.

Update 01.07.2020: Nach­dem der Inter­net-Zugang źwi­schen­zeit­lich funk­tio­nier­te, geht jetzt wie­der nichts mehr. Wahr­schein­lich ist der Satel­lit abge­stürzt. Kei­ne Ahnung. Immer­hin hat sich Euro­na gemel­det und woll­te einen Tech­ni­ker­ter­min aus­ma­chen. Es gibt also Hoff­nung. Wann der Tech­ni­ker kommt, steht jedoch in den Ster­nen. Wegen Coro­na ist momen­tan ohne­hin wenig mög­lich. Immer­hin: Kos­ten für den Inter­net­zu­gang wur­den bis­her auch nicht mehr abge­bucht. Das ist ist tröst­lich;-)

Update 02.02.2020: Aus Quan­tis ist inzwi­schen Euro­na gewor­den (https://satelite.eurona.es). Dadurch hat sich aber grund­le­gend zunächst nichts geän­dert.

Anfang Novem­ber 2019 war dann kei­ne Inter­net­ver­bin­dung mehr mög­lich. Da es zuvor sehr stür­misch war, habe ich einen Dejus­tie­rung der Satel­li­ten­schüs­sel ver­mu­tet. Das Satel­li­ten­mo­dem hat kei­ne Ver­bin­dung mehr ange­zeigt.

Ein Anruf bei Euro­na hat dann eini­ges an Unklar­heit in die Sache gebracht. Die haben sich sehr undeut­lich aus­ge­drückt. Mein Fazit war, dass der Satel­lit nicht mehr funk­tio­niert oder etwas ver­än­dert wur­de, sodass mei­ne Aus­rüs­tung nicht mehr aus­reicht. Jeden­falls hat Euro­na gemeint, dass ich einen neu­en Ver­trag abschlie­ßen müs­se, um die neue Satel­li­ten­an­la­ge zu erhal­ten. Das habe ich dann auch gemacht.

Anfang Janu­ar 2020 funk­tio­nier­te der Inter­net­zu­gang plötz­lich wie­der – ohne Ände­run­gen an der Anla­ge. Rät­sel­haft. Bis­her habe ich den neu­en Ver­trag nicht erhal­ten, es wur­de auch nichts vom Kon­to abge­bucht und ein Tech­ni­ker hat sich auch nicht gemel­det. Da hilft nur abwar­ten. Trotz Namens­wech­sel bleibt das Geschäfts­ge­ba­ren von Euro­na schlei­er­haft und intrans­pa­rent.

Update 27.10.2020: Es ist und bleibt ein Rät­sel. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Euro­na ist nach wie vor pro­ble­ma­tisch. Ab und zu ließ sich im Janu­ar und Febru­ar 2020 eine Inter­net­ver­bin­dung her­stel­len, meist aber nicht. Eine Rech­nung habe ich jetzt erst­mals wie­der im Okto­ber 2020 erhal­ten. Über den Kun­den­zu­gang kann ich kei­ne Daten abru­fen. Alle Berei­che sind ein­fach leer. E‑Mails wer­den mit Stan­dards beant­wor­tet, ich soll doch ein­mal mit „ping“ mei­ne Ver­bin­dung prü­fen. Das hilft aber nicht wei­ter. Ich gehe davon aus, dass sich etwas beim Satel­li­ten geän­dert hat und ein Tech­ni­ker vor­bei­kom­men muss. Für das „Man­ten­imi­en­to inte­gral“ zah­le ich immer­hin knapp 9 Euro im Monat.

Mir ist klar, dass alles auf­grund der Pan­de­mie und des abge­le­ge­nen Ortes schwie­rig ist. Aber man könn­te mir wenigs­tens mit­tei­len, wie und vor allem wann es wei­ter­geht.

Immer­hin ver­fü­ge ich inzwi­schen (dank Gerd) über einen alter­na­ti­ven Anschluss per WLAN-Weit­ver­bin­dung. Der ist zwar nicht beson­ders schnell, aber bes­ser als gar nichts;-)

Update Novem­ber 2021: Inzwi­schen gibt es auf La Gome­ra bezie­hungs­wei­se in der Gemein­de Val­le­her­mo­so fast flä­chen­de­ckend Inter­net über eine Glas­fa­ser­lei­tung. Anbie­ter ist Movi­star und die Glas­fa­ser­lei­tung geht bis ins Haus. Bei mir gibt es 300 MBit sym­me­trisch, also für Up- und Down­load (Kos­ten: 35 Euro pro Monat) . So schnel­les Inter­net hat­te ich noch nie;-) 600 MBit und 1 GBit sind eben­falls mög­lich, aber wohl nicht über­all. Bis­her läuft alles ohne Pro­ble­me und Aus­fäl­le.

 

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Kommentare

4 Antworten zu „Kanarische Inseln: Abenteuer mit Satelliten-Internet“

  1. Avatar von Federico von Hausen
    Federico von Hausen

    Hal­lo, ich habe eine Fin­ca in Tagu­lu­che. Ein sehr fähi­ger, sehr sym­pa­ti­scher deut­scher Tech­ni­ker aus Val­le Gran Rey (Jeep­fah­rer) hat mir Inter­net und Sate­li­ten­fern­sehn instal­liert. Lei­der habe ich sei­ne Kon­tak­da­ten ver­legt. Könnt Ihr mir hel­fen ihn zu fin­den?
    Grü­ße und Dan­ke
    Feder­i­co

    1. Tagu­lu­che. Dann sind wir ja (fast) Nach­barn (Cubaba/Tazo) .
      Wir haben nur Kon­takt zu Gerd (sie­he nächs­ter Kom­men­tar, da steht auch die Tele­fon­num­mer).
      Gerd ist aus Val­le Gran Rey.

  2. Avatar von Gerd Boensch mobil: +34 642 977 809
    Gerd Boensch mobil: +34 642 977 809

    Hal­lo, hier ist Gerd. Ich lebe in Val­le Gran Rey. Habe mit mei­nem Part­ner ein Netz­werk mit dem wir gros­se Tei­le von La Gome­ra ver­sor­gen kön­nen. Mel­de dich doch mal. Lie­be Grüs­se, Gerd

    1. Hal­lo Gerd,
      grund­sätz­lich bin ich mit dem Satel­li­ten-Inter­net zufrie­den. Es läuft immer­hin sta­bil.
      Pro­ble­me berei­ten die hohe Latenz, die vor allem bei VPN-Ver­bin­dun­gen ner­vig ist. Die Volu­men­be­schrän­kung auf 33 GB ist eben­falls bei einem Preis von über 70 Euro/Monat läs­tig.
      In unse­rem Dorf gäbe es durch­aus meh­re­re Bewoh­ner, die an einer bes­se­ren Inter­net­ver­bin­dung Inter­es­se hät­ten und ich wäre auch an einer Alter­na­ti­ve inter­es­siert. Ich weiß nur nicht, wie hoch der Auf­wand dafür ist.
      Mehr oder weni­ger frei­en Blick gibt es nur auf die Wind­rä­der, die in der Nähe von Alo­jera ste­hen.
      Du kannst Dir die Posi­ti­on ja viel­leicht auf der Kar­te anschau­en (https://goo.gl/maps/5NawqVURv5K2) und danach beur­tei­len, ob da was geht.
      Es könn­te sich viel­leicht auch in Zukunft loh­nen. Dem­nächst wir eine befes­tig­te Stra­ße nach Tazo/Cubaba gebaut. Es könn­te dann sein, dass sich ein paar mehr Leu­te dort ansie­deln. Leer­ste­hen­de Häu­ser gibt es noch genug.

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